January 25, 2025 4 min read

Der Fersensporn: Dein umfassender Leitfaden als Physiotherapeut

Ein Fersensporn kann für viele Menschen ein schmerzhaftes Hindernis im Alltag sein. Als Physiotherapeut bist Du oft die erste Anlaufstelle für Patienten, die mit Beschwerden in der Ferse, der Fußsohle und der Achillessehne zu Dir kommen. Um Deine Patienten optimal zu unterstützen, ist es wichtig, den Fersensporn in all seinen Facetten zu verstehen – von der Entstehung über typische Begleiterscheinungen bis hin zu effektiven Therapiemöglichkeiten. In diesem Blog bekommst Du einen umfassenden Überblick, um Deinen Patienten mit gezielten Maßnahmen zu helfen.


Was ist ein Fersensporn?

Ein Fersensporn ist eine knöcherne Ausziehung (Osteophyt), die am Fersenbein entsteht. Es gibt zwei Hauptformen:

  1. Plantarer Fersensporn: An der Unterseite der Ferse, wo die Plantarfaszie ansetzt. Triff wesentlich häufiger auf.
  2. Dorsaler Fersensporn: An der Hinterseite der Ferse, oft im Zusammenhang mit der Achillessehne.

Häufig ist der Fersensporn mit einer Entzündung der Plantarfaszie (Plantarfasziitis) verbunden, die für den typischen Schmerz sorgt. Spannend: Viele Menschen haben einen Fersensporn, ohne je Beschwerden zu entwickeln. Die Symptome entstehen meist erst bei zusätzlicher Überlastung. Der Fersensporn und die Plantarfasziitis sind in der Praxis ohne bildgebende Maßnahmen, nicht wirklich voneinander zu unterscheiden, weswegen die Behandlung sich nicht unterscheidet.


Wie entsteht ein Fersensporn?

Der Fersensporn entsteht durch wiederholte Mikrotraumen an den Sehnenansätzen der Ferse. Diese dauerhafte Überbelastung führt zu einer Verkalkung des Gewebes, die letztlich den knöchernen Sporn bildet. Hier ein Überblick über die häufigsten Ursachen:

  • Mechanische Überlastung: Sportarten wie Joggen, Springen oder Tanz setzen die Plantarfaszie unter Dauerstress. Die eigentlichen Sportarten sind natürlich nicht das Problem, sondern die Dosierung, Steigerung und Regeneration werden oft außeracht gelassen.
  • Fußfehlstellungen: Senk-, Platt- oder Hohlfüße ändern die Druckverteilung auf der Ferse. Der Hallux Valgus wird hier häufig vergessen und eine bessere Funktion und Biomechanik können den Fersensporn verbessern.
  • Falsches Schuhwerk: Eine zu enge Zehenbox, ein dauerhaft gestütztes Fußgewölbe und eine erhöhte Ferse, hemmen die Funktion und schwächen die Fußmuskulatur.
  • Übergewicht: Zusätzliche Körpermasse übt erhöhten Druck auf die Füße aus und geht häufig mit einer abgeschwächten Muskelkraft einher.
  • Berufliche Belastung: Langes Stehen oder Gehen auf harten Böden kann die Plantarfaszie belasten, aber auch langes Sitzen fördert den Verlust von Funktion und Muskelkraft.

Welche Patienten sind besonders betroffen?

Der Fersensporn tritt besonders häufig bei Erwachsenen im Alter von 40 bis 60 Jahren auf. Mit zunehmendem Alter verliert das Gewebe an Elastizität, was die Entstehung erleichtert. Sportler und Personen mit Übergewicht oder Fußfehlstellungen haben ebenso ein erhöhtes Risiko.


Symptome und Begleiterscheinungen

Der Fersensporn selbst verursacht keine Schmerzen – das umliegende Gewebe ist die Schmerzquelle. Patienten klagen oft über:

  • Anlaufschmerzen: Besonders morgens nach dem Aufstehen oder nach Ruhephasen.
  • Belastungsschmerzen: Beim Stehen, Gehen oder Laufen.
  • Entzündungssymptome: Schwellung und Rötung an der Ferse.
  • Schonhaltungen: Diese können sekundäre Beschwerden in Knie, Hüfte oder Rücken verursachen.

Häufig treten Begleiterkrankungen wie Plantarfasziitis, Achillodynie oder eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) auf.


Diagnose: So erkennst Du einen Fersensporn

Die Diagnose basiert in der Regel auf der Anamnese und einer klinischen Untersuchung. Typische Hinweise sind:

  • Druckschmerz: An der Unterseite oder Rückseite der Ferse.
  • Röntgen: Zeigt den knöchernen Sporn eindeutig. !!!Ein Vorhandensein des Sporns ist kein Grund für Schmerz!!!
  • Ultraschall oder MRT: Hilfreich, um Entzündungen im Weichgewebe sichtbar zu machen.

Therapie: So kannst Du als Physiotherapeut helfen

1. Konservative Maßnahmen

Glücklicherweise können 90 bis 95 % der Fersensporn-Fälle konservativ behandelt werden. Deine Aufgabe als Physiotherapeut ist es, die funktionellen Strukturen zu stärken, Schmerzen zu lindern und die Regeneration zu fördern.

  • Angepasste Belastung:
    • Zeige Deinem Patienten, dass eine aktive und starke Muskulatur, Belastung und Entlastung braucht, die durch ein tägliches Trainings- und Mobilisationsprogramm gefördert wird.
    • Achte darauf, dass sie eine Eigenverantwortung entwickeln.
  • Mobilität:
    • Fördere die Mobilität der Zehen und Fußgelenke, der Plantarfaszie und der Wade.
    • Beispiel: Lass den Patienten mit seinen Fingern zwischen alle Zehen greifen, um nun kreisende Bewegungen mit Fuß durchzuführen, bei denen die einzelnen Gelenke des Fußes gegeneinander mobilisiert werden.
  • Kräftigung:
    • Gezielte Kräftigung der hinteren Kette (Wade, Hamstrings und Rückenstrecker).
  • Faszienarbeit:
    • Nutze Massagepistolen, Bälle oder gezielte Massagetechniken, um die Sensorik zu verbessern und das Gewebe gut zu durchbluten.
  • Schmerzlinderung:
    • Taping der Plantarfaszie, Ferse, Achillessehne und Wade kann durch die gesteigerte Sensorik, das Schmerzempfinden senken und die Mikrozirkulation fördern.
    • Isometrisches-Training der Achillessehne und der Plantarfaszie, mit 45 sek Intervallen, bei ca. 75% des 1 Repmax, kann das Schmerzempfinden positiv beeinflussen.

2. Invasive Maßnahmen

Häufig wird zuerst zu invasiven Maßnahmen gegriffen. In den meisten Fällen wirken diese sich hauptsächlich auf die Symptome aus und sind nur von kurzfristiger Dauer.

  • Kortison-Injektionen:
    • Wirken entzündungshemmend, bergen aber das Risiko von Gewebeschäden.
  • Radiotherapie:
    • Niedrig dosierte Strahlenbehandlungen zur Schmerzlinderung.
  • Operation:
    • Eine Entfernung des Sporns wird nur in Ausnahmefällen durchgeführt, da sie mit Risiken verbunden ist und oft keine langfristige Besserung bringt.

3. Alternative Ansätze

  • Akupunktur: Kann helfen, die Schmerzen zu lindern.
  • Naturheilmittel: Salben mit Arnika oder CBD können als ergänzende Therapie eingesetzt werden.
  • Schröpfen:Durch den Einsatz von Schröpfgläsern wird das Gewebe vom Druck entlastet und eine Druchblutungsförderung erzielt. In Kombination mit aktiver Bewegung erhöhen sich die Effekte.


Fazit

Als Physiotherapeut spielst Du eine entscheidende Rolle bei der Behandlung des Fersensporns. Mit gezielten Maßnahmen kannst Du die Beschwerden Deiner Patienten lindern und ihnen helfen, wieder schmerzfrei durchs Leben zu gehen. Nutze die oben beschriebenen Therapieansätze und präventiven Maßnahmen, um nachhaltig zu helfen. Wenn Du Deine Patienten kompetent begleitest, sind die Chancen auf eine vollständige Besserung sehr hoch.

Hast Du noch Fragen oder möchtest Du mehr über spezifische Techniken erfahren? Hinterlasse gerne einen Kommentar oder schicke uns eine Nachricht!

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