January 15, 2025 4 min read

Rehabilitation nach Rotatorenmanschetten-Operationen: Wie kann ich mir das vorstellen?

Die Rotatorenmanschette ist eine der meistverletzten Muskelgruppen im Therapie Alltag. Häufig begegnen uns diese Patienten erst nach einer operativen Rekonstruktion der Rotaterenmanschette. Menschen unter 40 Jahren sind am seltensten von einer Verletzung der RM betroffen. Zwischen 40 – 60 steigt die Häufigkeit signifikant an. Ab dem 60. Lebensjahr finden wir die häufigsten Verletzungen, die meistens durch Degeneration des Gewebes entstehen.

Bevor wir einen Blick auf die Rehabilitation werfen, sollten wir uns allerdings die Bestandteile der Rotatorenmanschette, Ihre Funktion und die Betroffenen Altersstrukturen genauer ansehen. Die Rotatorenmanschette wird von 4 Muskeln und genaugenommen einem Band gebildet. Diese Muskeln ziehen vom Schulterblatt, mit Ihren Sehnen über den Oberarmkopf und bildet mit dem Ligamentum Coracohumerale eine robuste Sehnenkappe.

Bestandteile der Rotatorenmanschette

  1. Musculus supraspinatus (Obergrätenmuskel)
    • Funktion: Hebt den Arm (Abduktion des Arms) und unterstützt die Stabilisierung des Humeruskopfs im Schultergelenk.
    • Verletzungsanfälligkeit: Der Supraspinatus ist der am häufigsten verletzte Muskel der Rotatorenmanschette. Ursachen sind Überbeanspruchung, Engpasssyndrome (Impingement) oder altersbedingte Degeneration.
  2. Musculus infraspinatus (Untergrätenmuskel)
    • Funktion: Außenrotation des Arms und Stabilisierung des Schultergelenks.
    • Verletzungsanfälligkeit: Der Infraspinatus kann durch wiederholte Belastungen (z. B. Überkopfbewegungen) beschädigt werden, tritt jedoch seltener isoliert auf.
  3. Musculus teres minor (kleiner runder Muskel)
    • Funktion: Unterstützt die Außenrotation und Adduktion (Heranführen des Arms) sowie die Stabilisierung des Humeruskopfs.
    • Verletzungsanfälligkeit: Verletzungen des Teres minor sind seltener, können jedoch bei großen Traumata oder in Kombination mit anderen Muskeln auftreten.
  4. Musculus subscapularis (Unterschulterblattmuskel)
    • Funktion: Innenrotation des Arms und Stabilisierung des Humeruskopfs im Gelenk.
    • Verletzungsanfälligkeit: Der Subscapularis wird häufiger bei traumatischen Ereignissen wie Stürzen verletzt, insbesondere in Kombination mit anderen Schulterverletzungen.

Menschen unter 40 Jahren sind am seltensten von einer Verletzung der RM betroffen. Zwischen 40 – 60 steigt die Häufigkeit signifikant an. Ab dem 60. Lebensjahr finden wir die häufigsten Verletzungen, die meistens durch Degeneration des Gewebes entstehen.

 

Die Folgen einer Verletzung der RM, sind Schmerzen, Bewegungs- und Funktionseinschränkungen im Alltag. In den meisten Fällen wird diese dann operativ behoben. Doch die eigentliche Genesung beginnt oft erst danach: durch eine gezielte Rehabilitation.

In diesem Beitrag erfährst Du, warum die Rehabilitation nach einer Rotatorenmanschetten-Operation so wichtig ist, welche Phasen sie umfasst und welche Übungen und Tipps die Genesung der RM optimal unterstützen kann.

 

Warum ist Rehabilitation so wichtig?

Nach einer Operation an der Rotatorenmanschette ist das Gewebe empfindlich und benötigt Zeit, um zu heilen. Ohne eine strukturierte Rehabilitation können:

  • Narbengewebe und Steifheit entstehen,
  • die Schulterfunktion eingeschränkt bleiben,
  • die Muskulatur abschwächen,
  • erneute Verletzungen auftreten.

Eine gut durchgeführte Reha stellt sicher, dass die Schulter allmählich ihre Beweglichkeit und Kraft zurückgewinnt und langfristig gesund bleibt.

Die Phasen der Rehabilitation

Die Rehabilitation nach einer Rotatorenmanschetten-Operation läuft typischerweise in drei Phasen ab:

  1. Akute Phase (0-6 Wochen)

Ziel: Schutz des operierten Bereichs und Schmerzlinderung.

  • Immobilisierung: Direkt nach der Operation wird die Schulter oft in einer Schlinge oder Orthese ruhiggestellt.
  • Passive Mobilisation: Unter Anleitung eines Physiotherapeuten werden leichte Bewegungen durchgeführt, um Steifheit zu vermeiden und das Nervensystem arbeiten zu lassen.
  • Isometrische Anspannung: Durch leichte Isometrische Anspannungen (15-20 Sek.), wird die Durchblutung des Gewebes gefördert, die Neuronalen Strukturen beansprucht und die Kraft langsam wieder aufgebaut.
  • Schmerzmanagement:, Taping des Schultergürtels, Aktivierung des Lymphsystems, Thermische Anwendungen und sanfte Manuelle-Techniken (Bspl. Narbenmobilisation).

 

  1. Aufbauphase (6-12 Wochen)

Ziel: Wiederherstellung der Beweglichkeit und Kraft.

  • Aktive Bewegungsübungen: Sie beginnen, Ihre Schulter aktiv zu bewegen.
  • Aktive Haltungsschulung: Durch eine Zentrierung des Oberarmkopfs im Schultergelenk und ein aktives Schulterblatt wird die RM im Alltag überlastet. Hier kann Tape eine taktile Unterstützung zum Motorischenlernen bilden. Siehe Abbildung.
  • Stabilisierungsübungen: Diese trainieren die umliegende Muskulatur, ohne die Rotatorenmanschette zu überlasten.
  • Aktive Mobilisation: Aktive Mobilsationsübungen helfen, die volle Beweglichkeit der Schulter wiederherzustellen und das Schmerzempfinden zu senken.
  1. Stärkungs- und Endphase (ab 12 Wochen)

Ziel: Rückkehr zur vollen Funktion und Prävention von erneuten Verletzungen.

  • Krafttraining: Übungen in der geschlossenen- sowie offenen Kette. Progressive Steigerung der Belastung, mit Rücksicht auf den Schmerz.
  • Alltagsbezogene Übungen: Für Sportler oder Menschen mit spezifischen beruflichen Anforderungen werden gezielte Bewegungsabläufe trainiert.
  • Eigenständige Pflege: Regelmäßige Mobilisations- und Kräftigungsübungen sind entscheidend, um die Fortschritte zu halten.

Beispiele für Rehabilitationsübungen

Die nachfolgenden Übungen sind Beispiele, die in den verschiedenen Phasen der Rehabilitation eingesetzt werden können. Wichtig: Immer mit dem behandelnden Physiotherapeuten oder Arzt abstimmen.

  1. Pendulum-Übung (frühe Phase):
    • Beugen Sie sich nach vorne, stützen Sie sich mit der gesunden Hand ab und lassen Sie den operierten Arm locker hängen.
    • Führen Sie sanfte Kreisbewegungen aus.
  2. Passive Schulterflexion (frühe Phase):
    • Liege auf dem Rücken und lass Deinen Arm von einem Partner oder Therapeuten vorsichtig nach oben bewegen.
  3. Stabilisierung (Aufbauphase):
    • Starte mit dem Oberarm am Körper, Ellbogen im 90 Grad Winkel. Nutze einen leichten Seilzug oder ein Widerstandsband und halte es in der Hand. Hebe nun den Ellbogen nach vorne an und stelle sicher das Ober und Unterarm in einer Linie bleiben und der Ellbogen nicht nach außen ausweicht.
  4. Wandkletter-Übung (Aufbauphase):
    • Stell Dich vor eine Wand und krabbele mit den Fingern so weit wie möglich nach oben.
  5. Schulterblatt Push (Endphase):
    • Gehe in eine Liegestütz-Position und stelle die Hände, mit den Fingerspitzen nach außen gerichtet unter der Schulter auf. Drücke nun die Wirbelsäule so hoch es geht in Richtung Decke und halte die Position für 3 Sekunden. Senke jetzt die Wirbelsäule in die Ausgangsposition zurück.

Tipps für eine erfolgreiche Rehabilitation

  1. Geduld haben: Der Heilungsprozess dauert, und es ist wichtig, keine Überbelastung zu riskieren.
  2. Regelmäßig Übungen durchführen: Auch kleine Fortschritte summieren sich über die Zeit.
  3. Ernährung beachten: Eine proteinreiche und entzündungshemmende Ernährung kann die Heilung unterstützen.
  4. Auf den Körper hören: Schmerzen sind ein Signal, es nicht zu übertreiben, aber auch völlig normal.
  5. Professionelle Begleitung: Physiotherapie und regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind entscheidend.

Häufige Fehler in der Rehabilitation

  • Ungeduld: Zu früh mit intensiven Übungen zu beginnen, kann die Genesung gefährden.
  • Fehlende Regelmäßigkeit: Inkonsequentes Training verzögert den Fortschritt.
  • Falsche Technik: Übungen unsauber oder ohne Anleitung auszuführen, kann die Schulter belasten.

Fazit

Die Rehabilitation nach einer Rotatorenmanschetten-Operation ist ein wesentlicher Bestandteil der Genesung. Mit einem klar strukturierten Plan, der in verschiedenen Phasen auf die Bedürfnisse der Schulter eingeht, können Sie Ihre Beweglichkeit und Kraft Schritt für Schritt zurückgewinnen. Geduld, Konsequenz und professionelle Begleitung sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Rückkehr in den Alltag – ob im Beruf, Sport oder Freizeit.

Eigeninitiative ist für jeden Patienten die Grundlage einer erfolgreichen Rehabilitation. Gerade deshalb ist es sehr wichtig das der Patient vom Therapeuten positiv über seine Verletzung und die einzelnen Schritte der Rehabilitation geschult und aufgeklärt wird.

Leave a comment

Comments will be approved before showing up.