Februar 14, 2025 3 Minuten Lesedauer

Physiotherapeutische Behandlung von Bandscheibenvorfällen

Ein Bandscheibenvorfall kann erhebliche Beschwerden verursachen und die Lebensqualität stark einschränken. Die physiotherapeutische Behandlung spielt eine zentrale Rolle in der Schmerzlinderung und Wiederherstellung der Beweglichkeit. Doch welche Maßnahmen sind dabei besonders wirksam?

Häufigkeit von Bandscheibenvorfällen

Bandscheibenvorfälle treten unterschiedlich häufig in den verschiedenen Abschnitten der Wirbelsäule auf:

  • Lendenwirbelsäule (LWS): ca. 90% aller Bandscheibenvorfälle
  • Halswirbelsäule (HWS): ca. 8% aller Bandscheibenvorfälle
  • Brustwirbelsäule (BWS): ca. 2% aller Bandscheibenvorfälle

Der hohe Anteil der LWS liegt an der starken Belastung dieses Bereichs, während die BWS durch die Rippenstruktur besser stabilisiert ist und daher seltener betroffen ist.

Symptome eines Bandscheibenvorfalls

Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls können je nach Lokalisation und Schweregrad variieren. Typische Beschwerden sind:

  • Rückenschmerzen: Häufig im Bereich der Lendenwirbelsäule, seltener in der Halswirbelsäule.
  • Ausstrahlende Schmerzen: Schmerzen, die in Beine oder Arme ziehen können.
  • Taubheitsgefühle und Kribbeln: Durch die Reizung von Nerven können Gefühlsstörungen auftreten.
  • Muskelschwäche: Bei starkem Nervendruck kann es zu Kraftverlust in Armen oder Beinen kommen.
  • Bewegungseinschränkungen: Der vom Gehirn ausgesendete Schmerz dient als Schutzmechanismus und sorgt für eine herabgesetzte Motorik in diesem Areal des Körpers. Daraus entstehen Kompensationsbewegungen, die über einen längeren Zeitraum zu neuen Bewegungsmustern führen können.

Ziele der Physiotherapie

Die Physiotherapie zielt darauf ab, Schmerzen zu reduzieren, die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu verbessern. Folgende Aspekte stehen dabei im Fokus:

  1. Schmerzlinderung: Durch gezielte Bewegungen, Techniken wie manuelle Therapie, Kinesiologie Tape und thermische Anwendungen können Schmerzen reduziert werden.
  2. Mobilisation der Wirbelsäule: Sanfte Mobilisationstechniken helfen, die Rezeptorenaktivität im Areal zu normalisieren und somit Sicherheit signalisieren. Was zu besser Bewegungsqualität führt.
  3. Muskelkräftigung: Spezifische Übungen zur Stärkung des ganzen Körpers entlasten die Wirbelsäule und fördern die Stabilität.
  4. Haltungsverbesserung: Die Schulung einer ergonomischen Körperhaltung verbessert die Biomechanischenhebel im Alltag und reduziert das Risiko erneuter Beschwerden.
  5. Alltagsbelastungen: Gezielte Bewegungsabläufe mit wechselnden Parametern, wie Geschwindigkeit, Frequenz und Last, erhöhen die Belastbarkeit des Körpers und schaffen eine verbesserte Lebensqualität.

 

Heilungsverlauf eines Bandscheibenvorfalls

Der Heilungsverlauf hängt von der Schwere des Vorfalls und den gewählten Therapiemaßnahmen ab. In den ersten Wochen steht die Schmerzlinderung und die leichte Mobilisierung im Vordergrund, gefolgt von der schrittweisen Wiederherstellung der Belastbarkeit. In den meisten Fällen kann durch konservative Maßnahmen innerhalb von drei bis sechs Monaten eine deutliche Besserung erreicht werden.

Aktive Übungen vs. passive Maßnahmen

Ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen aktiven Übungen und passiven Maßnahmen:

  • Passive Maßnahmen wie Wärme, Massage und Elektrotherapie dienen vor allem der kurzfristigen Schmerzlinderung, sind aber allein nicht ausreichend, um die Beschwerden zu lindern.
  • Aktive Übungen sind entscheidend für eine langfristige Verbesserung. Durch gezieltes Muskeltraining wird die Wirbelsäule stabilisiert, die Belastbarkeit erhöht und das Risiko eines erneuten Vorfalls gesenkt.

Wichtige physiotherapeutische Techniken

  1. Manuelle Therapie: Durch gezielte Handgriffe werden Gelenke passiv und aktiv mobilisiert, um die Aktivität des Nervensystems zu steigern.
  2. Krankengymnastik: Individuell angepasste Übungen helfen, die Muskulatur zu kräftigen und den Körper belastbarer zu machen.

Weitere physiotherapeutische Techniken wie Wärmetherapie, Elektro und Ultraschall sind nur als Ergänzungen zu sehen und sollten nicht den Fokus der Therapie einnehmen.

Der Einsatz von Kinesiologie Tape

Kinesiologie Tape wird im Therapiekontext häufig missverstanden und als rein passives Tool gesehen. Dabei sollte es mehr als Teil der Bewegungstherapie gesehen werden. Mit dem Auftreten von Schmerzen wird nicht nur die Motorik gehemmt, sondern auch die mit der Motorik gekoppelte Sensorik. Dem Patienten geht also die sensorische Wahrnehmung im betroffenen Areal verloren.

Hier setzt Kinesiologie Tape ein. Durch die dauerhafte Berührung und die Verschiebung der Gewebsschichten befeuern wir den Sensorischenkortex mit neuen Informationen. Diese Veränderungen beeinflussen die Motorik, wodurch Bewegungen wieder besser durchgeführt werden können.

 

Bedeutung der Eigenaktivität

Ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Rehabilitation ist die aktive Mitarbeit des Patienten. Regelmäßige Übungen, eine bewusste Haltungskontrolle und die Anpassung alltäglicher Bewegungsabläufe tragen maßgeblich zur Verbesserung bei.

Fazit

Die physiotherapeutische Behandlung von Bandscheibenvorfällen ist ein wesentlicher Bestandteil der Genesung. Sie umfasst Schmerzlinderung, Mobilisation, Kräftigung und Haltungsschulung. Ein individuell abgestimmtes Programm in Kombination mit aktiver Eigeninitiative führt langfristig zu einer verbesserten Lebensqualität und reduziert das Risiko erneuter Vorfälle.

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